Wie Vorsorgewerke auf steigende Zinsen reagieren können
Zurück zur ÜbersichtNach Jahren rekordtiefer Zinsen gab es im 2022 erstmals wieder einen starken Anstieg. Die Schweizerische Nationalbank hat zuletzt im Juni 2023 den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent erhöht. Sollen Vorsorgewerke ruhig Blut bewahren oder ihre Anlagestrategie ändern?
2023 haben sich die Aktienmärkte bislang durchaus positiv entwickelt und eine gute Rendite für die Gesamtperformance der Pensionskassen erzielt. Trotzdem gehen Ökonominnen und Ökonomen von Schwankungen an den Märkten bis Ende Jahr aus. Gründe sind die steigenden Zinsen, geopolitische Unsicherheiten aufgrund des Kriegs in der Ukraine und Planungsunsicherheiten von Unternehmen fürs kommende Jahr. Es ist davon auszugehen, dass gewisse Zentralbanken die Zinsen zur Bekämpfung der Inflation weiter anheben werden.
Beruhigt zurücklehnen trotz positivem Zinsumfeld
«Aktien unterliegen immer wieder Schwankungen und spiegeln die Wirtschaft. Und die Wirtschaft wächst einerseits real und anderseits durch die Inflation,» sagt Bruno Marroni, Geschäftsführer der GEMINI Sammelstiftung. Er ist überzeugt, dass eine Strategie auf lange Sicht funktionieren muss und man den eingeschlagenen Weg nicht aus den Augen verlieren sollte. Mit der Anlagestrategie von GEMINI lassen sich kurzfristige Veränderungen am Kapitalmarkt abfedern. Damit werden auf Dauer stabile Erträge erwirtschaftet, die den Vorsorgewerken und ihren Mitarbeitenden in Form einer Verzinsung zugutekommen. «Bei unseren vier Anlagepools mit unterschiedlich hohen Aktienanteilen berät bei Marktveränderungen die Anlagekommission den Stiftungsrat über allfällige Massnahmen – unsere Kundinnen und Kunden müssen nichts tun und können sich beruhigt zurücklehnen.» Aktuell sind keine Anpassungen seitens GEMINI vorgesehen.
Obligationen wieder im Fokus
Möchte ein Vorsorgewerk trotzdem kurzfristig auf die Marktverhältnisse reagieren, ist dies ab einem Anlagevermögen von CHF 10 Millionen, mit einer individuellen Anlagestrategie und eigenem FINMA-lizenzierten Vermögensverwalter im Rahmen des Gesetzes möglich. Investieren in Obligationen wird nun auch wieder interessant. Dazu Bruno Marroni: «Wenn die Zinsen steigen und die Buchwerte sinken, erhöht sich die erwartete Rendite der festverzinslichen Anlageklassen und Anleihen werden am Ende ihrer Laufzeit zu pari zurückbezahlt. Steigende Zinsen wirken sich langfristig positiv aus, da Portfoliomanager die zurückgezahlten Obligationen durch höher verzinste Anleihen ersetzen können. Dadurch haben steigende Zinsen für die Pensionskassen auch Vorteile.»
Bei gleichbleibenden oder steigenden Zinsen sei zu erwarten, dass der BVG-Mindestzinssatz angehoben wird, vermutet Bruno Marroni. Wird dieser erhöht, sei dies zum Vorteil der Versicherten. «Die Vorsorgewerke können jedoch kurzfristig weniger Kapital in die Wertschwankungsreserven geben, sie sind langfristig wieder zu äufnen. Der Bundesrat hat den Mindestzinssatz für 2023 bei 1% belassen, die nächste Sitzung findet diesen Herbst statt. Wie immer gilt: Die Zukunft wird’s zeigen.»